Ein ganz normaler Corona-Tag
Die Ausgangslage: Ich bin Rentner, 72 Jahre alt und Raucher. Ich gehöre also definitiv zur sogenannten Risiko-Gruppe. Deshalb habe ich mir freiwilligen Hausarrest verordnet und verlasse das Haus nur einmal/max. zweimal pro Woche zum Einkaufen.
Wie lebt man nun so zu Corona-Zeiten? Eher besch..eiden würde ich meinen. Ich versuche mal einen normalen Alltag von mir, im Zeichen der Corona-Pandemien zu skizzieren:
Aufstehen so meist um ca. 09.00 h. Als erstes Kaffeewasser aufstellen, dann Bett machen, Home-Dress montieren. Mit dem ersten Kaffee an den Compi. Erste Gedanken kommen auf, wie wird der Tag, was bringt er, wie bringe ich ihn über die Runden. Besser nicht zu viel nachdenken. Zuerst mal die Emails, WhatsApp und sonstige Nachrichten lesen. Kaffee schlürfen. Alle Hoffnungen auf interessante neue Nachrichten im Internet haben sich zerschlagen. Keiner will etwas von mir, also wieder ein Tag ohne wirkliche Aufgabe.
Vor dem zweiten Kaffee unter die Dusche und Home-Dress gegen normale Kleidung tauschen. Den ganzen Tag im Home-Dress geht nicht, ist definitiv zu frustierend. Also zweiter Kaffee, diesmal mit Brötli und Konfitüre. Anfangen, gedanklich den Tag zu planen. Einkaufen muss ich nicht, die Wohnung habe ich gestern schon geputzt. Was bleibt?
Gott sei Dank ist schönes Wetter, also auf den Balkon, die erste Zigarette. Ich hole mein Bluetooth-Böxli auf den Balkon um Radio zu hören. Die Gedanken kreisen. Beschäftigungen sind gesucht. Zweite Zigarette. Der Kaffee ist auch schon wieder leer. Aha, es ist mittlerweile schon nach 11. Also Zeit für den Apéro. Ich hole mir ein Glas Rosé in der Küche. Ich denke, in diesen Zeiten trinke ich zu viel Alkohol. Wenn ich allerdings auf die Sammelstelle gegenüber meines Balkons schaue, bin ich da bei weitem nicht allein. Da wird so viel Glas und Büchsen entsorgt wie sonst noch nie. Das ist natürlich nur eine schwache Rechtfertigung, ich muss mich eindeutig mehr zusammenreissen. Auch mit der Raucherei ist es ein Elend. Ich rauche zu viel. Langeweile ist halt ein guter Motor für diese Sucht. Ich nehme mir vor, mich in Sachen Alkohol und Rauchen zu bessern.
Unterdessen ist mein Glas schon leer. Also, was ist jetzt mit meinen Vorsätzen? Na ja, die haben ja auch noch Zeit bis morgen. Ich hole ein neues Glas Rosé.
So in Gedanken auf dem Balkon, danke ich zum x-ten Mal Gott, dass ich seit Dezember in dieser tollen Wohnung mit Balkon sein darf. In meiner alten Kaschemme wäre ich sicher schon lange durchgedreht und wäre wieder einmal auf der Flucht. Aber das ist ein anderes Thema und auf meiner Homepage (niggischwald.com) nachzulesen.
Wie auch immer, ich hänge hier auf dem Balkon und weiss nicht so recht, was soll ich tun. Keine tolle Ausgangslage für den Nachmittag. Unterdessen hat das Kiosk-Café vis à vis von mir geöffnet. Aber eben nur der Kiosk-Teil, das Café muss ja geschlossen bleiben. Wehmnütig denke ich an die Zeiten, wo wir mit Kollegen, Freunden und Bekannten vor dem Kiosk an den Tischen sassen und bei einem gemütlichen Drink gute Gespräche und viel Spass hatten. Alles Tempi passati.
Ich gehe wieder rein und hänge mich an den Computer. Administration für den Theaterverein habe ich mir vorgenommen. Das gibt immerhin etwas zu tun, unterbrochen von kleinen Zigarettenpausen auf dem Balkon. Adieu gute Vorsätze und so.
Gottlob gibt es auch noch die Küche. Ein Zvieri-Plättli herrichten und das Nachtessen vorbereiten. Dann Zvieri auf dem Balkon geniessen und anschliessend wieder an den Compi.
Irgendwann wird’s dann endlich Zeit fürs Nachtessen. Also ab in die Küche. Kochen, Tisch decken, TV einschalten. Pünktlich zu ‘Schweiz aktuell’ ist das Essen fertig. Essen und Fernsehen soll ja auch nicht gesund sein. Aber egal, am ungesundesten ist denke ich im Moment der Corona-Virus, nicht war Herr Koch.
Nach ‘Schweiz aktuell’ kommt die Tagesschau mit keinen Meldungen die mich im Moment positiv stimmen würden. Danach wahrscheinlich die x-te Sondersendung zur Corona-Pandemie. Dessert ist angesagt und ein kleines Schnäpsli.
Den Rest des TV-Programms schaue ich im Liegen, mit Glück einen gescheiten Krimi, sonst halt irgendeine Doku-Sendung.
Wieder ist ein Corona-Tag vergangen. Gedanken beim Einschlafen, wie wird es morgen? Wieder so ein langer, einsamer und langweiliger Tag wie heute? Mit was beschäftige ich mich morgen? Bei all diesen Gedanken schlafe ich dann auch tatsächlich ein. Allerdings auch in der Gewissheit, dass morgen Alles wieder von vorne losgeht.
Ich weiss, das war lange zum Lesen. Nicht viele werden bis hier angelangt sein. Aber so ist nun Mal ein ganz normaler Corona-Tag für Menschen wie mich, sehr lang. Denen die es bis hierher geschafft haben danke ich für ihr Interesse und ihre Geduld.
Genau Geduld. Das wäre es was wir jetzt bräuchten. Ist aber definitiv nicht meine Stärke. Deshalb hoffe ich, ich kann bald ein Essay schreiben mit dem Titel ‘mein erster Tag nach Corona’.
Bis auf weiteres bleibe ich immer Euer
Niggi allein zu Hause…
Die Ausgangslage: Ich bin Rentner, 72 Jahre alt und Raucher. Ich gehöre also definitiv zur sogenannten Risiko-Gruppe. Deshalb habe ich mir freiwilligen Hausarrest verordnet und verlasse das Haus nur einmal/max. zweimal pro Woche zum Einkaufen.
Wie lebt man nun so zu Corona-Zeiten? Eher besch..eiden würde ich meinen. Ich versuche mal einen normalen Alltag von mir, im Zeichen der Corona-Pandemien zu skizzieren:
Aufstehen so meist um ca. 09.00 h. Als erstes Kaffeewasser aufstellen, dann Bett machen, Home-Dress montieren. Mit dem ersten Kaffee an den Compi. Erste Gedanken kommen auf, wie wird der Tag, was bringt er, wie bringe ich ihn über die Runden. Besser nicht zu viel nachdenken. Zuerst mal die Emails, WhatsApp und sonstige Nachrichten lesen. Kaffee schlürfen. Alle Hoffnungen auf interessante neue Nachrichten im Internet haben sich zerschlagen. Keiner will etwas von mir, also wieder ein Tag ohne wirkliche Aufgabe.
Vor dem zweiten Kaffee unter die Dusche und Home-Dress gegen normale Kleidung tauschen. Den ganzen Tag im Home-Dress geht nicht, ist definitiv zu frustierend. Also zweiter Kaffee, diesmal mit Brötli und Konfitüre. Anfangen, gedanklich den Tag zu planen. Einkaufen muss ich nicht, die Wohnung habe ich gestern schon geputzt. Was bleibt?
Gott sei Dank ist schönes Wetter, also auf den Balkon, die erste Zigarette. Ich hole mein Bluetooth-Böxli auf den Balkon um Radio zu hören. Die Gedanken kreisen. Beschäftigungen sind gesucht. Zweite Zigarette. Der Kaffee ist auch schon wieder leer. Aha, es ist mittlerweile schon nach 11. Also Zeit für den Apéro. Ich hole mir ein Glas Rosé in der Küche. Ich denke, in diesen Zeiten trinke ich zu viel Alkohol. Wenn ich allerdings auf die Sammelstelle gegenüber meines Balkons schaue, bin ich da bei weitem nicht allein. Da wird so viel Glas und Büchsen entsorgt wie sonst noch nie. Das ist natürlich nur eine schwache Rechtfertigung, ich muss mich eindeutig mehr zusammenreissen. Auch mit der Raucherei ist es ein Elend. Ich rauche zu viel. Langeweile ist halt ein guter Motor für diese Sucht. Ich nehme mir vor, mich in Sachen Alkohol und Rauchen zu bessern.
Unterdessen ist mein Glas schon leer. Also, was ist jetzt mit meinen Vorsätzen? Na ja, die haben ja auch noch Zeit bis morgen. Ich hole ein neues Glas Rosé.
So in Gedanken auf dem Balkon, danke ich zum x-ten Mal Gott, dass ich seit Dezember in dieser tollen Wohnung mit Balkon sein darf. In meiner alten Kaschemme wäre ich sicher schon lange durchgedreht und wäre wieder einmal auf der Flucht. Aber das ist ein anderes Thema und auf meiner Homepage (niggischwald.com) nachzulesen.
Wie auch immer, ich hänge hier auf dem Balkon und weiss nicht so recht, was soll ich tun. Keine tolle Ausgangslage für den Nachmittag. Unterdessen hat das Kiosk-Café vis à vis von mir geöffnet. Aber eben nur der Kiosk-Teil, das Café muss ja geschlossen bleiben. Wehmnütig denke ich an die Zeiten, wo wir mit Kollegen, Freunden und Bekannten vor dem Kiosk an den Tischen sassen und bei einem gemütlichen Drink gute Gespräche und viel Spass hatten. Alles Tempi passati.
Ich gehe wieder rein und hänge mich an den Computer. Administration für den Theaterverein habe ich mir vorgenommen. Das gibt immerhin etwas zu tun, unterbrochen von kleinen Zigarettenpausen auf dem Balkon. Adieu gute Vorsätze und so.
Gottlob gibt es auch noch die Küche. Ein Zvieri-Plättli herrichten und das Nachtessen vorbereiten. Dann Zvieri auf dem Balkon geniessen und anschliessend wieder an den Compi.
Irgendwann wird’s dann endlich Zeit fürs Nachtessen. Also ab in die Küche. Kochen, Tisch decken, TV einschalten. Pünktlich zu ‘Schweiz aktuell’ ist das Essen fertig. Essen und Fernsehen soll ja auch nicht gesund sein. Aber egal, am ungesundesten ist denke ich im Moment der Corona-Virus, nicht war Herr Koch.
Nach ‘Schweiz aktuell’ kommt die Tagesschau mit keinen Meldungen die mich im Moment positiv stimmen würden. Danach wahrscheinlich die x-te Sondersendung zur Corona-Pandemie. Dessert ist angesagt und ein kleines Schnäpsli.
Den Rest des TV-Programms schaue ich im Liegen, mit Glück einen gescheiten Krimi, sonst halt irgendeine Doku-Sendung.
Wieder ist ein Corona-Tag vergangen. Gedanken beim Einschlafen, wie wird es morgen? Wieder so ein langer, einsamer und langweiliger Tag wie heute? Mit was beschäftige ich mich morgen? Bei all diesen Gedanken schlafe ich dann auch tatsächlich ein. Allerdings auch in der Gewissheit, dass morgen Alles wieder von vorne losgeht.
Ich weiss, das war lange zum Lesen. Nicht viele werden bis hier angelangt sein. Aber so ist nun Mal ein ganz normaler Corona-Tag für Menschen wie mich, sehr lang. Denen die es bis hierher geschafft haben danke ich für ihr Interesse und ihre Geduld.
Genau Geduld. Das wäre es was wir jetzt bräuchten. Ist aber definitiv nicht meine Stärke. Deshalb hoffe ich, ich kann bald ein Essay schreiben mit dem Titel ‘mein erster Tag nach Corona’.
Bis auf weiteres bleibe ich immer Euer
Niggi allein zu Hause…